Das Bundesinstitut für Risikobewertung koordiniert ein Forschungsvorhaben zur Kommunikation von Gesundheitseinrichtungen in Krisenzeiten.
Wie möchten Bürgerinnen und Bürger in Krisenzeiten von Behörden und Medien ins Bild gesetzt werden? Wie gut werden sie durch die Botschaften von Gesundheitseinrichtungen erreicht? Wie lassen sich Informationen so verbreiten, dass sie zugleich verständlich, wirksam und glaubwürdig sind? Mit solchen Fragen beschäftigt sich das Forschungsprojekt „MIRKKOMM – Multimodalität in der Risiko- und Krisenkommunikation“, das am 1. Oktober 2021 die Arbeit aufgenommen hat und vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) koordiniert wird. Mit rund 2 Millionen Euro wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über drei Jahre im Programm „Forschung für die zivile Sicherheit 2018 – 2023“ gefördert. „Eine Krise wie die Covid-19-Pandemie ist eine enorme Herausforderung für Organisationen der Gesundheitssicherung und ihre Kommunikation mit der Öffentlichkeit“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Neue Formate wie Dashboards zum Pandemieverlauf oder Videoclips zu Schutzmaßnahmen gehen über herkömmliche Textangebote hinaus und revolutionieren unseren Umgang mit Wissen.“
Ein Schwerpunkt des Forschungsvorhabens besteht darin, „multimodale“ Informationsangebote wie Dashboards oder neuartige Videoformate auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen. Dabei wird sowohl die Perspektive der „Sender“ wie Behörden und Medien als auch die der „Empfänger“ wie der Verbraucherinnen und Verbraucher betrachtet.
In den nächsten drei Jahren werden die Fragestellungen des Projekts von einem Team aus Medien- und Kommunikationswissenschaft, Politik- und Rechtswissenschaft sowie Psychologie und Informatik beantwortet und durch Ideen für die Praxis ergänzt. Das BfR übernimmt in seinem Teilvorhaben die Analyse multimodaler Onlineinhalte und untersucht, wie staatliche Einrichtungen, aber auch Medien und neue Akteure, im Internet über Risiken kommunizieren und welche Darstellungsformen hierzu sinnvoll eingesetzt werden können. Dabei wird beleuchtet, wie Bürgerinnen und Bürger auf Informationen staatlicher Einrichtungen zurückgreifen, um eigene Social-Media-Inhalte zu kreieren und diese zu veröffentlichen. „Das BfR leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Gesamtprojektes und ermöglicht evidenzbasierte Einblicke in die Debattenkultur u. a. zur Kommunikation von wissenschaftlicher Unsicherheit in Krisenzeiten“, betont PD Dr. Gaby-Fleur Böl, Leiterin der Abteilung Risikokommunikation. Die vom BfR gewonnenen Erkenntnisse werden so zum einen in die Rezeptionsanalyse einfließen, bei der ausgewählte Kommunikationsinhalte auf ihre Verständlichkeit und Vertrauenswürdigkeit, aber auch auf ihre Effizienz hin untersucht werden. Zum anderen unterstützt das BfR bei der Evaluation des Modularen Warnsystems (WoMaS), einem bundeseigenen Warnsystem, mit dessen Hilfe Warnmeldungen zu Krisenereignissen verbreitet werden. „Über die Erkenntnisse aus unserem Teilvorhaben möchten wir nicht nur einen Beitrag zur Identifizierung relevanter Informationsmaterialien liefern, sondern auch ein Verständnis für das Zusammenspiel von Warnungen und Handlungsempfehlungen beisteuern“, ergänzt Dr. Annett Schulze, stellvertretende Leiterin der Fachgruppe Krisenprävention und -koordination.
Neben dem BfR sind das Karlsruher Institut für Technologie, die Technische Universität Ilmenau, die SRH Berlin University of Applied Sciences sowie die Europa-Universität Viadrina beteiligt. Die wissenschaftliche Expertise ergänzt ein Praxispartner, die mecom Medien-Communikations-Gesellschaft mbH, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Presseagentur dpa. Unterstützung erfährt das Projekt zudem durch renommierte Forscherinnen und Forscher aus den USA, den Niederlanden, Australien und Deutschland sowie durch Institutionen wie das Robert Koch-Institut, die Bundeszentrale für politische Bildung und die Deutsche Presse-Agentur.
Originale Pressemitteilung: bfr.bund.de
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