Der digitale Wandel führt zu neuen Optionen der Aufbereitung und Formatierung staatlicher Risiko- und Krisenkommunikation. Warnungen oder Handlungsempfehlungen werden zunehmend über die multimodale Kombination verschiedener Kommunikationsmodi – wie etwa Grafiken, Visualisierungen, Ton, Texte, Animationen – realisiert. Das wiederum nimmt auch Einfluss darauf, welche Bedeutungspotentiale staatliche Informationen entfalten können und wie diese von Medien und Prosument*innen rezipiert und verarbeitet werden. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob Behörden textlastig oder mittels Videos, Infografiken oder Dashboards kommunizieren. Wenngleich eine hohe Dichte unterschiedlicher Kommunikationsmodi nicht notwendigerweise mit der erhöhten Verständlichkeit einer Information korrespondieren muss, kann ein adäquates Arrangement die Wissensvermittlung stützen.
Über eine Methodentriangulation aus wissenssoziologischer, framebasierter und sozialsemiotischer Diskursanalyse erfasst Teilvorhaben 4 die digitale Risiko- und Krisenkommunikation von drei Akteursgruppen im Kontext der COVID-19-Pandemie: Organisationen der Gesundheitssicherung, Medien und Prosument*innen. Dabei wird zunächst das Zusammenspiel unterschiedlicher Kommunikationsmodi beispielsweise in Warnungen untersucht. Über die Analyse der modalen Kohärenz – inwieweit die Kombination von Text und Bild kohärente Botschaften oder aber auch Widersprüche beinhaltet – sowie der modalen Dichte, d.h. der Komplexität einer Botschaft, avisiert das Teilvorhaben Erkenntnisse über die sinnvolle Anordnung verschiedener Kommunikationsmodi in der Risiko- und Krisenkommunikation.
Über die Diskursanalyse wird zugleich das kommunikative Krisenhandeln der drei Akteursgruppen im Online-Diskurs zur COVID-19-Pandemie erfasst. Mittels Typisierung kommunikativer Handlungsmuster wird untersucht, inwiefern behördliche Empfehlungen, Warnungen oder Handlungsanweisungen (um)gedeutet, reformuliert und rekontextualisiert werden. Durch die Rekonstruktion des Diskursverlaufes lassen sich nicht nur Erkenntnisse über die Wissensproduktion in Krisen sowie über (anerkanntes, reformuliertes oder revidiertes) Wissen, sondern auch über die diskursive Konstruktion von Wahrheit gewinnen. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf Fehl-, Des- und Malinformationen, die die Kommunikation in der Corona-Pandemie auf besondere Weise geprägt haben.
Darüber hinaus erweitert Teilvorhaben 4 das methodische Repertoire einer (multimodal orientierten) Diskursanalyse und ermöglicht so die Identifikation von Standardisierungsoptionen. Die Ergebnisse des Teilvorhabens fließen zudem beispielsweise in die Entwicklung von Leitfäden zur multimodalen Risiko- und Krisenkommunikation ein. Darüber hinaus finden die Ergebnisse des Teilvorhabens Berücksichtigung im Rahmen der für 2023 geplanten Museumsausstellung.
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