Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) am 19.Mai 2023 in Bremen haben die Projektteams von Professor Hans-Jürgen Bucher und Professor Martin Löffelholz erste Ergebnisse ihrer empirischen Studien erläutert und mit Dr. Christoph Peter von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und Finn-Christopher Brüning vom Deutschen Städte- und Gemeindebund diskutiert.
Dr. Annett Schulze vom BfR und Sprecherin des MIRKKOMM-Forschungskonsortiums moderierte das Panel mit dem Titel „Improvisation statt Routine: Strukturen, Prozesse, Produkte und Rezeption behördlicher Kommunikation zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie“. Im Rahmen der Diskussion wurden unterschiedliche Aspekte der behördlichen Kommunikation zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie diskutiert. Zu den Referentinnen und Referenten gehörten Professor Hans-Jürgen Bucher und Johanne Mayer vom Karlsruher Institut für Technologie (TV 5) sowie Professor Martin Löffelholz und Johanna Radechovsky von der Technischen Universität Ilmenau (TV 2).
In ihrem Vortrag stellten Martin Löffelholz und Johanna Radechovsky erste Befunde einer Repräsentativbefragung deutscher Kommunen und Gesundheitsämter zu den Herausforderungen staatlicher Kommunikation zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie vor. In der Befragung, an der zudem Kathrin Schleicher beteiligt ist, wird analysiert, welche Faktoren die Risiko- und Krisenkommunikation auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene während der COVID-19-Pandemie prägen und wie sich künftige Krisen kommunikativ besser bewältigen lassen.
v.l.n.r.: Martin Löffelholz, Johanne Mayer, Hans-Jürgen Bucher, Johanna Radechovsky, Annett Schulze, Christoph Peter, Finn-Christopher Brüning
Hans-Jürgen Bucher und Johanne Mayer präsentierten zentrale Befunde einer Kommunikationsanalyse zur Risiko- und Krisenkommunikation in der COVID-19-Pandemie von Behörden sowie von sogenannten Neuen Intermediären (etwa Ärztinnen und Ärzte) auf Instagram und YouTube. Des Weiteren gaben sie Einblick in eine Laborstudie, die die Rezeption prototypischer Instagram-Beiträge und YouTube-Videos durch Bürgerinnen und Bürger untersucht. Die vorgestellten Befunde basieren auf ersten Auswertungen der Experimente (bestehend aus Blickaufzeichnungen, Leitfadeninterviews und Wissenstests) und geben Aufschluss über die kognitiven bzw. affektiven Effekte multimodaler Krisen- und Risikokommunikation sowie die Handlungsbereitschaft seitens der Bürgerinnen und Bürger in der COVID-19-Pandemie.
Im Anschluss an die Vorträge eröffneten Finn-Christopher Brüning vom Deutschen Städte- und Gemeindebund und Dr. Christoph Peter von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit persönlichen Erfahrungsberichten die Diskussionsrunde zur Kommunikationspraxis von Behörden während der Pandemie. Neben Übereinstimmungen zwischen Einschätzungen aus der Praxis und wissenschaftlichen Befunden zu behördlichen Abläufen und Ressourcen wurde deutlich, dass die Gestaltung der Pandemiekommunikation und die Wahl der Kommunikationskanäle in der Behörden-Praxis bislang wenig beachtet wurden. In ihrem Resümee wies Annett Schulze darauf hin, dass der Austausch vielfältige Anknüpfungspunkte zwischen Forschung und Praxis und die Bedeutung angewandter Forschung sichtbar werden ließ. Die Teilnahme des Forschungskonsortiums an der DGPuK-Jahrestagung ermöglichte einen fruchtbaren Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen über die Herausforderungen der behördlichen Kommunikation während der COVID-19-Pandemie.